FREDERIC RZEWSKI IßT SPAGHETTI BEI CARLONE
VIA DELLA LUCE 55
Buch, Kamera, Regie, Schnitt: Gerd Conradt
„..der Film von Gerd Conradt ist ein Beispiel dafür, wie die Experimente von Andy Warhol dem Film ein Forschungsgebiet erschlossen haben, das noch wenig genutzt wird und kaum bekannt ist. Der Film ist das Registrieren der Mahlzeit eines Mannes, von oben in einer einzigen Einstellung gesehen. Was diese Art von Filmen so fruchtbar macht, ist, dass sie den Zuschauer zwingen, ohne Zerstreuung dem Vollzug einer Handlung zuzusehen…seine Augen wiederzuentdecken. Gleichzeitig wird der Zuschauer durch die objektive Länge der Szene gezwungen, eine ganze Reihe von geistigen Vorgängen abzuwickeln, für jeden verschieden, müßig oder nicht, die dem Film die Funktion „einer Wahrheitssuche“ geben, die sonst der philosophischen Theorie zukommt. Was wahr daran ist, noch vor dem Sehen des Bildausschnittes, ist die Art, der Realität gegenüberzutreten. Das ist etwas, was die Franzosen über Rosselini gesagt haben und was für diesen wie für viele andere Filme des „nuovo cinema“ gilt.“ Alfredo Leonardi, filmcritica
Im Herbst 1967 war die Gruppe „Musica Elettronica Viva“ (MEV, Frederic Rzewski , Ivan Vandor, Alan Bryant, Alvin Curran, Carol Plantamura, Richard Teitelbaum) zu einem Konzert in der Film- und Fernsehakademie Berlin eingeladen. Zu dieser Zeit experimentierten wir an der dffb mit einem Fotoapparat der Firma Bell & Howell. Er hatte eine Weitwinkeloptik mit automatischer Belichtung von Canon, 28 mm Brennweite, 1:2.8 Lichtstärke. Wie es der Name „Dial 35“ schon andeutet, machte dieses Wunderwerk Fototaufnahmen im Original 35-mm-Filmformat. Mit Hilfe eines manuellen Federwerkes konnte man, indem man den Auslöserknopf gedrückt hielt, 25 Bilder ohne Unterbrechung aufnehmen. Auf diese Weise entstand eine Sekunde 35-mm-Kinofilm. Vom MEV-Konzert machte ich 420 Bilder als Serie, die bis heute unbearbeitet und unveröffentlicht in meinem Archiv lagern. Einmal interessierte sich die Musikbiennale von Venedig für die Aufnahmen. Ich schlug vor, die vergrößerten Bilder in einem dunklen Raum so aufzuhängen, dass bei dem durch den Raum schreitenden Besucher der Eindruck einer Filmbetrachtung entstünde. In der Mitte, auf einem weißen Marmorsockel, sollte von einem zeitgemäßen Tonbandgerät Musik von MEV abgespielt werden. Aus Kostengründen wurde das Projekt abgesagt. 2008, „Einspruch, Musikalische (R)Evolution um ’68“
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