FARBTEST ROTE FAHNE Idee, Regie: Gerd Conradt
Farbtest der Revolution. Ein Männerfilm. Männer rennen - zu einer Stafette geordnet, in den Händen eine große rote Fahne - in der Mitte einer verkehrsreichen Straße durch Berlin. Der letzte hisst die Fahne am Balkon vom Rathaus Schöneberg, dem Sitz der Westberliner Regierung. Ein filmisches Experiment nach Eadweard Muybridge, Andy Warhol und dem New American Cinema. Eine Studie über Männer, Bewegungen und ein Symbol. Entstanden ist der Film 1968 als „Farbtest“ im Kamerakurs von Michael Ballhaus an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin. Für das Ergebnis und den Erhalt des Films interessierte sich an der Akademie niemand. Im Gegensatz dazu interessierten sich der Staatsschutz und das Abgeordnetenhaus von Berlin für den Film. Der damalige künstlerische Direktor Erwin Leiser schreibt später in seinen Erinnerungen „Gott hat kein Kleingeld“: Als die Akademie die ersten Übungen mit Farbfilm durchführte, wollte ein Student eine rote Fahne filmen, die durch die Stadt getragen wurde. Die Akademie bekam dafür die notwendige Erlaubnis der Polizei, einen Stafettenlauf mit einer roten Fahne zu organisieren, die „Berliner Morgenpost“ schrieb, daß es der Akademie gelungen sei zu erreichen, daß man „rot sehe“. Weder die Polizei noch die Direktion der Akademie rechnete damit, daß die Erlaubnis, eine Kamera auf dem Balkon aufzustellen, auf dem Kennedy den Satz „Ich bin ein Berliner“ gesagt hatte, mißbraucht werden würde, aber plötzlich wehte eine rote Fahne auf dem Rathaus Schöneberg. Die Stafettenläufer: Thomas Giefer, Thomas Mitscherlich, Rüdiger Minow, Kai Ehlers, Jasper Halfmann, Klaus Zillig, Wolfgang Schäfer, Enzio Edschmid, Otto F. Gmelin, Roland Hähn, Manfred Blessmann, Hans Behringer, Gerd Conradt, Holger Meins. „1968, geflohen und allein im Westen, träumt er sich mit der Roten Fahne durch Berlin“. Daniela Schulz, Programmtext, Kino Babylon, Retrospektive Gerd Conradt, Nov.1995
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