Film von Gerd Conradt
Buch: Daniela Schulz, Gerd Conradt
Kamera: Hans Rombach, Gerd Conradt
Schnitt: Astrid Vogelpohl, Sebastian Schmidt
Musik: Agitation Free, Frederic Rzewski, Ariel Shibolet
Produktion: Daniela Schulz, kinoglas-films GbR
Länge: 88 Minuten
Welturaufführung 02.11.2012, Internationales Dokumentarfilmfestival, Leipzig
Liebe und Revolution, Urschrei und Meditation, RAF und Bhagwan, Gerd Conradt war zeitlebens ein bekennender Suchender. Dabei hat ihn immer das Extrem interessiert, die Überschreitung von Grenzen. Schon die ersten Bilder seines „elektronischen Testaments“ machen klar, woher seine Prägungen stammen. Geboren 1941 mitten im Krieg, aufgewachsen im Osten, rübergegangen in den Fünfzigern. Der Kalte Krieg, die 68er-Bewegung und die geteilte Stadt werden sein Zuhause - und seine Reibungsfläche. Er bewegt sich im Umfeld der RAF. Seinem Freund Holger Meins setzt er mit einem bewegenden Film ein Denkmal. In der Videokunst, als einer dessen Pioniere er gelten darf, findet er sein ideales Medium. Dziga Wertow, der Mann mit der Kamera, der das Dokumentarische mit kühnen Filmtricks zu vereinbaren wusste, wird sein Lehrmeister. Fünfzig Jahre Lebens-und Schaffenszeit lässt Conradt in einem Monolog Revue passieren – und er schont sich dabei nicht. Er macht sich sprichwörtlich nackt, bekennt Irrungen und Wirrungen. Aber wer nichts macht, der macht auch keine Fehler und überhaupt, es gilt die 68er-Parole: Das Private ist politisch. Für seine Biografie gilt das ohnehin. Das wilde Leben, die Vielzahl an technischen Formaten von Super-8 über 16mm bis zu Video und HD und die Lust am Experimentieren haben in „VideoVertov“ eine stimmige Ordnung gefunden, die zum Nachdenken einlädt. Gerd Conradt ist der lebende Beweis dafür, dass es sich lohnt, sich einzumischen. (Cornelia Klauß)